Familie, Baby, Beziehung, Job, Haushalt, Freunde, Hobbies – auch wenn der Tag 48 Stunden hätte, wäre er vermutlich zu kurz, um alles unter einen Hut zu bringen. Könnte man manchmal zumindest meinen. Aber es geht auch anders.
Zeit ist Leben
Zeit zu haben, beginnt mit der Erkenntnis, dass man Zeit nicht besitzen kann. Sie ist kein Gut, das man erwirbt und verliert wie ein paar Socken. Zeit ist Leben. So sind einzelne Momente zwar skalierbar, schließlich kann man sie auf einer Uhr abbilden. Auch die Sonne geht auf und unter, ein untrügliches Zeichen, dass die Zeit vergeht. Aber wenn wir die Augen schließen, gibt es keine Uhren und keine Sonnen mehr. Wenn wir hineinspüren in unseren Körper, ist da nur der Atem, ein Herz, das schlägt, und ein leichtes Pulsieren unter der Haut. Wo ist die Zeit jetzt?
In Momenten, in denen alle lästigen Gedanken weit weg sind, scheint die Zeit still zu stehen. Dann bleibt nur Erfahrung übrig, die aber allzu schnell wieder in Kategorien gesteckt wird. Und schon beginnt die Uhr wieder zu ticken.
Wer einmal mit seinen eigenen Augen gesehen hat, dass die Zeit an den Verstand gekoppelt ist, wird nicht mehr ihr Sklave sein wollen. Wenn das Rennen später wiederbeginnt, dann aus Gewohnheit. Doch die lässt sich mit ein paar Tricks verändern.
„Wenn du in Eile bist, mache einen Umweg“
Dieser buddhistische Spruch macht auf den ersten Blick keinen Sinn. Aber schauen wir genauer hin. Normalerweise wollen wir unser Ziel möglichst schnell erreichen, wenn wir in Eile sind. Meist, um sofort zum nächsten Ziel loszustarten. Aber wenn wir stattdessen einen Umweg machen, heißt das, dass wir uns dem Diktat der Eile nicht unterwerfen. Dass wir zwar aufgebrochen sind zu unserem Ziel, es aber auf unsere eigene Art erreichen. Die Mittel sind also wichtiger als das Ergebnis. Das Leben ist wichtiger als eine Aufgabe, die zu erfüllen ist.
Wer das umsetzt, muss sich ständig bewusst machen, dass Zeit Leben ist. Andernfalls ist die gebotene Langsamkeit kaum auszuhalten. Aber wenn der Drang zu rennen langsam nachlässt, tun sich neue Welten auf. Das dauert natürlich und erfordert Geduld, Hartnäckigkeit und Selbstvertrauen. Schließlich gilt es, gegen den Strom zu schwimmen.
Zeit haben, während die Zeit davonläuft
Während also die Uhr unermüdlich tickt, wir vielleicht sogar einen Umweg machen und daran denken, dass wir dem Leben dienen und nicht den Zielen, haben wir Zeit. Nein, wir haben sie nicht, wir sind sie.
Das bedeutet, ganz in der Gegenwart zu leben, während wir etwas erledigen. Sagen wir einmal, du rennst zum Bus, weil du einen wichtigen Termin hast und auf alle Fälle pünktlich sein musst. Während du rennst, spürst du deinen schnellen Puls, hörst deinen keuchenden Atem und spürst ein Ziehen in den Beinmuskeln. Aber wenn dein Kopf ganz still ist, rennt nur dein Körper. Dein Geist rührt sich dann nicht vom Fleck. Du nimmst Geschwindigkeit auf, aber bist nicht im Stress. Du bist schnell unterwegs, aber hast trotzdem Zeit. Denn du bist ganz im Leben aufgegangen.
Erkennen, was wirklich wichtig ist
Manchmal gibt es natürlich auch ganz praktische Dinge, die du tun kannst, wenn du keine Zeit hast. Vor allem berufstätige Mütter oder chronisch gestresste Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen tun sich selbst einen Gefallen, wenn sie priorisieren und delegieren. Vielleicht kann der Partner oder die Partnerin auch einmal die Küche sauber machen. Oder statt Binge Watching steht Quality Time auf der Agenda.
Was Quality Time für dich ist, entscheidest du selbst. Was ist dir wirklich wichtig? Wenn es dir hilft, schreibe es auf. Dinge, die nicht auf dieser Liste stehen, können womöglich entfallen. Vielleicht braucht es keinen Shopping-Tag oder vielleicht reicht es, zweimal täglich auf Facebook unterwegs zu sein. Es ist dein Leben und deine Zeit. Bestimme selbst, was du daraus machst.
3 Minuten meditieren
Wenn alles nichts hilft und eine Sofortlösung her muss, kann eine kurze Meditation für Erdung sorgen. Setz dich aufrecht hin und überkreuze die Arme vor der Brust, so dass sie parallel zum Boden sind. Die rechte Hand liegt über dem linken Ellenbogen, die linke über dem rechten Ellenbogen. Streck die Arme soweit wie möglich von den Schultern weg und halte die Augen geschlossen. Jetzt atme 3 Minuten lang und tief.
Meditationen sind besonders effektiv, wenn du regelmäßig übst. Dann baut sich der Effekt langsam auf, so dass du einerseits Stress vorbeugst und andererseits schneller geerdet bist.
Fazit
Wieder Zeit zu haben und das auch zu empfinden, kann Übung erfordern. Doch wenn du überall, wo du bist, bereits am Ziel bist, kommst du nicht mehr so schnell aus der Ruhe. Wer Lust hat, kann an dieser Haltung in einem Workshop arbeiten. Manchmal fällt es zusammen leichter, alte Muster zu entwirren und tiefer zu blicken.