Gedanken zum Thema Stille: Warum wir sie brauchen, wie wir sie finden

Die Stille ist ein Luxusgut geworden. Aber wir brauchen sie, um ganz bei uns zu sein. Ein Plädoyer, sich stille Momente zurückzuerobern.

„Wenn es ganz ruhig ist, dann höre ich Musik in meinem Kopf“, erzählt Tim nach der Meditation. Stille scheint es kaum noch zu geben in einer Welt, die ständig neue Reize liefert und von Fernsehern, Radios, Computern und Smartphones bevölkert ist. In den Städten kommt noch Verkehrslärm und Freizeitstress dazu. Aber immer mehr Menschen sehnen sich nach stillen Momenten, die ganz ihnen gehören.

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Stille im Wandel der Zeiten

Ein Blatt raschelt mit 10 Dezibel, ein normales Gespräch erreicht 55 und Verkehrslärm 75 Dezibel. Unsere Vorfahren, die nur von Natur umgehen waren, lebten also in einer Welt, die um ein Vielfaches leiser war.

Umgeben von Stille ist es leichter, aufmerksam zu sein, und jedes Knacken, jeden Vogelruf wahrzunehmen. Diese Achtsamkeit war früher lebensnotwendig. Heute ist sie mehr Kür als Pflicht. Aber wer achtsam ist, wer still sein kann, hat mehr vom Leben.unsplash-andy-mai-copy

Körper und Geist brauchen Ruhe

Einer Studie zufolge verringert Lärmbelästigung die Lebensqualität. Tatsächlich führt Verkehrslärm dazu, dass der Körper Stresshormone ausschüttet. Die Folge: Der Blutdruck steigt, die Herzfrequenz erhöht sich. Übrigens auch dann, wenn der Lärm gar nicht als störend empfunden wird.

„Ruhe ist die beste Medizin“, weiß dagegen der Volksmund. Wer ab und zu Stress hat, kann bestätigen, dass Stille wichtig für die Regeneration ist. Wissenschaftler fanden heraus, dass zwei Minuten Stille entspannender sind als ruhige Musik. Zwei Stunden Stille pro Tag wiederum regen das Zellwachstum im Gehirn an.

Eine stille Suche

Stille ist aber nicht nur für die Gesundheit wichtig. Seit Menschengedenken zogen sich diejenigen in die Stille zurück, die auf der Suche waren, die den Geheimnissen des Lebens auf den Grund gehen wollten. „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin!“, heißt es schon in der Bibel  (Psalm 46,11). Auch Buddhisten schätzen die Stille:Nicht außerhalb, nur in sich selbst soll man den Frieden suchen. Wer die innere Stille gefunden hat, der greift nach nichts, und er verwirft auch nichts“, so Buddha.

Wenn keine äußeren Reize mehr da sind, verebben langsam die Gedanken. Emotionen kommen und gehen, bis sich die Stille auch im Herzen ausbreitet. Denn das Geheimnis der Stille ist, dass sie zwar durch eine ruhige Umgebung genährt wird, aber eigentlich im Inneren entsteht. Wer innerlich still ist, ist auch dann noch im Kontakt mit dieser Stille, wenn sich die Welt in Hektik und Lärm verliert. Wahre Stille kann nicht gebrochen werden.

Am Grund der Dinge sein

unsplash-jared-erondu-copyWenn die Stille ihren Höhepunkt erreicht, verrät sie noch viel mehr Geheimnisse: „Dein innerstes Verständnis von dir selbst, was du bist, ist untrennbar von Stille. Dies ist das ‚Ich bin‘, das tiefer ist als Name und Form“, so drückt Eckhart Tolle in moderner Sprache aus, was alte Religionen schon vor über 2.000 Jahren dem damaligen Zeitgeist entsprechend formulierten.

Die Stille ist der Raum zwischen den Gedanken, ist die Tiefe hinter dem Sichtbaren. Dort sind unerschöpfliche Kraftquellen zu finden, die die Welt in Gang halten, aber normalerweise verborgen bleiben.

Stille Meditation: Anleitung für Zuhause

Stille kostet nichts, ist im Überfluss verfügbar und jederzeit zur Hand – wenn sie einen Platz im Herzen gefunden hat. Um diesen Platz zu finden, braucht es etwas Übung. Entweder besuchst du ein Stille-Seminar oder meditierst zu Hause.

So geht’s:

  1. Wann, wo, wie lange?

Regelmäßiges Üben ist wichtig, um die Stille zu vertiefen. Gerade Anfänger und Anfängerinnen berichten oft, dass es in ihrem Kopf nur noch lauter wird, wenn alles um sie herum leise ist. Das liegt daran, dass sie den gedanklichen Lärm deutlicher wahrnehmen. Nach und nach nimmt dieser Lärm aber ab, wenn sich der Geist an die Stille gewöhnt.

Wie lange du meditierst, ist dir überlassen. Je länger, desto tiefer die Stille. Du kannst mit ein paar Minuten beginnen und die Dauer nach ein paar Wochen steigern.

  1. Vorbereitungen

Stelle sicher, dass du während der Meditation nicht gestört wirst. Schalte dein Smartphone aus und wenn nötig, hänge ein „Bitte-nicht-stören“-Schild an die Zimmertür, falls die Familie sonst regelmäßig anklopft.

Wenn du möchtest, zünde eine Kerze oder ein Räucherstäbchen an. Mach dir bewusst, dass jetzt etwas Wichtiges beginnt – deine tägliche Meditation, deine Auszeit vom Alltag.

  1. Die Technik

Setz dich in den Schneidersitz oder auf einen Stuhl. Der Rücken ist gerade, das Kinn leicht zur Kehle gezogen und die Brust leicht nach vorn gedrückt. Es gibt viele verschiedene Techniken, die du nun anwenden kannst. Eine einfache Methode ist die Atembetrachtung.

Atme bewusst drei bis vier Sekunden ein und aus. Die tiefe Atmung hilft dir beim Entspannen. Mach nach der Ein- und Ausatmung kleine Pausen und nimm ganz bewusst wahr, wie sich dein Körper anfühlt.

Spürst du die Energie, die in deinen Zellen steckt? Spürst du die Kraft, die in deinen Lungen vibriert, wenn du den Atem kurz anhältst? Ist der Atem zum Stillstand gekommen, nehmen auch die Gedanken ab. Dann nimmst du leichter die endlose Weite wahr, die in und gleichzeitig jenseits deines Körpers existiert. Wenn der Atem anhält, kommt alles zum Stillstand. Genieße es! Lass alles los. Dann bist du in der Stille geborgen.

  1. Stille inmitten einer lauten Welt

Der Atem ist immer da, egal, wohin du gehst. In der Schlange vor der Supermarktkasse, im Bus, in der Mittagspause, kurz vor dem Schlafengehen – wann immer du eine kleine Pause hast, spüre den Atem und lausche der Stille in deinem Herzen. Dann wird die Stille nach und nach einen festen Platz in deinem Leben einnehmen und dich tragen.

Island

Ein stilles Gedicht zur Inspiration

Mich ruft zuweilen eine Stille,
die alles Tönen überschweigt
bis ein geheimnisvoller Wille
sich über meine Seele neigt.

Der sprengt im Zittern von Sekunden
dies enge Haus – die Welt ist Traum,
in ferne Täler sanken Stunden
und flüsternah ward jeder Baum.

– Gertrud von Le Fort –

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