Heute war wieder viel los. Erst hat Susi den Wecker überhört, dann den Bus verpasst, im Büro ihre neue weiße Bluse mit Kaffee bekleckert und 18 E-Mails in ihrem Postfach gefunden, die alle möglichst schnell bearbeitet werden sollen. Kurz: Der Tag war stressig. Und jetzt? Den Abend grübelnd auf dem Sofa verbringen, sich ein Glas Wein einschenken oder den Fernseher anschalten? Hm. Was würdest du machen? Was würde dir in einer solchen Situation wirklich gut tun?
70 Prozent der Teilnehmer und Teilnehmerinnen einer Forsa-Umfrage gaben an, immer wieder unter Stress zu stehen. Kein Wunder, dass Betroffene, Ärzte, Forscher und Forscherinnen nach Auswegen suchen – und auf die Meditation stoßen. Lange als „esoterisch“ verschrien, findet sie auch auf Seiten der Wissenschaft immer mehr Befürworter, die ihre Fachzeitschriften mit erstaunlichen Studienergebnissen füllen.
1. Meditation hilft gegen Stress
Tief atmen, das Gedankenkarussell anhalten, der Stille lauschen: Wer meditiert, entspannt schnell. Forscher und Forscherinnen fanden heraus, was dabei im Körper passiert: Der Blutdruck sinkt, die Muskelspannung nimmt ab, die Gehirnwellen verlangsamen sich. Typische Anzeichen eines tiefen Entspannungszustandes. Mittlerweile gibt es viele Studien, die belegen, dass Meditation gegen Stress hilft. Das dürfte diejenigen, die bereits Praxiserfahrung gesammelt haben, nicht überraschen. Beeindruckender ist, was sich im Leben der Menschen ändert, wenn ihr Stress nachlässt und sie wieder mehr Luft zum Atmen haben.
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2. Grübeln? Nein, danke!
Gedanken können große Macht entwickeln: Sie peitschen unseren Geist auf und rauben uns den Schlaf. Hartnäckige Probleme führen zu endlosen Gedankenschleifen, die keine Ergebnisse, sondern nur neue Gedanken produzieren. Meditation hilft, aus dem Teufelskreislauf auszubrechen: Wer sich auf den Atem, ein Mantra oder eine Bewegung konzentriert, schenkt seinen Gedanken weniger Beachtung. Und wenn sie weniger beachtet werden, verlieren sie ihre Macht über uns. Das ist wohl einer der Gründe, warum ein Forscher der Johns Hopkins University School of Medicine sagte, dass Meditation wie ein Antidepressivum auf den Körper wirkt – schließlich laufen Grübler Gefahr, in eine Depression zu rutschen. Vor allem, wenn sie nicht gelernt haben, mit ihren Emotionen umzugehen.
3. Mit Emotionen besser umgehen
Manche Emotionen machen uns das Leben schwer. Sie sperren uns in ein Gefängnis aus Angst, lassen uns Worte der Missachtung sagen oder rauben uns die Lebensfreude. In der Meditation lernen wir, nicht blind auf jedes Gefühl zu reagieren, sondern es einfach nur anzusehen. Wir verstehen, was uns da eigentlich so aufwühlt, nehmen es an und lassen es los. Schließlich löst sich das Gewitter in unserem Kopf von selbst auf.
Wer sich von seinen Gefühlen nicht überwältigen lässt, kann klarer sehen, freier handeln und vernünftiger entscheiden. Das gilt auch für Menschen, die unter einer psychischen Störung leiden: Laut einer Meta-Analyse verschiedener Studien hilft Meditation sogar gegen Angstzustände.
4. Schmerzen verstehen
Schmerz hat viele Gesichter: Er schneidet uns durch Mark und Bein, zieht durch Muskeln und Sehnen oder pocht in den Schläfen. Doch eines haben alle Schmerzattacken gemeinsam: Sie gewinnen Kraft, wenn wir uns gegen sie wehren. Das müssen vor allem chronische Schmerzpatienten und Schmerzpatientinnen immer wieder aufs Neue erfahren: Das emotionale Leid, das ihre Widerstände erzeugen, raubt ihnen die Freude, den Mut und das Durchhaltevermögen. Wer meditiert, lernt anzunehmen, was immer er fühlt – auch wenn es unangenehm ist.
Diese Akzeptanz reduziert den inneren Druck, der sich gegen den Schmerz stemmt, und hilft, sich selbst in schwierigen Situationen zu entspannen. Dazu wurde eine interessante Studie im „Journal of Neuroscience“ veröffentlicht: Die Forscher befestigten eine 50 Grad heiße Herdplatte am Bein ihrer Probanden und schalteten sie immer wieder kurz an. Nachdem die Teilnehmer gelernt hatten, zu meditieren, nahm ihre Schmerzwahrnehmung deutlich ab: Sie empfanden die Hitze um 57 Prozent weniger als unangenehm.
5. Gesund bleiben
Meditation ist kein Allheilmittel. Aber wer sich bewusst entspannt und gelernt hat, mit schwierigen Gedanken, Gefühlen und Schmerzen umzugehen, kann sich vor typischen Stresskrankheiten besser schützen. Denn wenn Stress das Risiko für Bluthochdruck, Migräne und Schlafstörungen erhöht, vermag es die Entspannung zu senken.
Ob zu Hause, im Ashram oder im Yoga-Kurs – in der Stille der Meditation öffnen sich Körper, Geist und Seele für das, was wirklich zählt. Stück für Stück legen wir den Ballast ab, den wir seit Jahren mit uns tragen. Und erlauben uns, gesund, glücklich und ganz zu sein.